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Emotionalisiert, zugespitzt, meinungsstark:  Political Influencer zwischen Journalismus und Algorithmus

Emotionalisiert, zugespitzt, meinungsstark: Political Influencer zwischen Journalismus und Algorithmus

Emotionalisiert, zugespitzt, meinungsstark: Political Influencer zwischen Journalismus und Algorithmus. Analyse politischer Influencer-Kommunikation auf Instagram und TikTokIn Feeds, die sonst von Tanztrends, Alltagsschnappschüssen oder Rezepten gefüllt sind, tauchen immer häufiger politische Statements auf. Viele Jugendliche begegnen Politik heute nicht zuerst in Nachrichtenformaten, sondern durch Creator:innen, die ihre Sicht auf aktuelle Debatten auf TikTok oder Instagram teilen. Genau hier setzt die neue Studie der Landesanstalt für Medien NRW an: Sie zeigt, wie Political Influencer politische Themen präsentieren und welche Wirkung ihre Mischung aus Persönlichkeit, Algorithmus und Meinung entfalten kann.  

Dass politische Inhalte in sozialen Netzwerken längst zum Alltag gehören, überrascht kaum. Spannend ist jedoch, wie stark sich diese Formate von klassischer Berichterstattung unterscheiden. Die Studie macht deutlich, dass Reichweite häufig dort entsteht, wo zugespitzte Aussagen, persönliche Betroffenheit oder humorvolle Zuschnitte dominieren. Fakten treten in den Hintergrund und Emotionen übernehmen den Ton.

Zwischen Information, Haltung und Inszenierung

Die Analyse von 1.000 Beiträgen zeigt, dass Political Influencer sich in einem Zwischenraum aus Aktivismus, Meinungsjournalismus und persönlicher Inszenierung bewegen. Viele Beiträge vermischen Information und subjektive Einordnung so selbstverständlich, dass diese Trennung für viele Nutzer:innen kaum noch erkennbar ist. Besonders auffällig ist ihre starke Emotionalisierung. Humor und Empörung sind die häufigsten Stilmittel; beide wirken niedrigschwellig und anschlussfähig. Gleichzeitig werden politische Gegner:innen oft über Feindbilder markiert, etwa durch Abwertung, Vereinfachung oder einer Wir-gegen-sie-Rhetorik.  

Nicht alle Influencer:innen argumentieren gleich. Während Accounts im linken Spektrum stärker gesellschaftspolitische Themen wie Feminismus oder Antifaschismus aufgreifen, setzen rechte Political Influencer überproportional auf Migration, Kriminalität und Misstrauen gegenüber Politik und Medien. Besonders problematisch dabei: Ein deutlicher Teil rechter Beiträge enthält irreführende Darstellungen oder klar desinformierende Inhalte. In manchen Fällen fehlen wichtige Kontexte; in anderen werden falsche Zusammenhänge suggeriert.  

Bedeutung für politische Meinungsbildung

Die Studie zeigt eindrücklich, wie politische Kommunikation auf TikTok und Instagram funktioniert. Sie folgt weniger journalistischen Kriterien als vielmehr der Logik der Plattformen. Sichtbarkeit entsteht hier über Emotionen, Zuspitzung und persönliche Nähe. Für die Medienpädagogik bedeutet das, dass Jugendliche Unterstützung benötigen, um Meinungen von Fakten zu unterscheiden, Quellen einordnen zu können und Strategien wie Emotionalisierung oder Feindbildkonstruktionen zu erkennen.

Titel

Emotionalisiert, zugespitzt, meinungsstark: Political Influencer zwischen Journalismus und Algorithmus. Analyse politischer Influencer-Kommunikation auf Instagram und TikTok

quelle (Erscheinungsjahr)

Landesanstalt für Medien NRW (2025)

Download als PDF über die Webseite des Herausgebers:

www.medienanstalt-nrw.de