Kinder und Jugendliche bewegen sich täglich in digitalen Räumen, in denen Kommunikation, Lernen und Freizeit ineinandergreifen. Doch zwischen kreativen Möglichkeiten und Teilhabe stehen Risiken wie schädliche Inhalte, Hate Speech, Scams oder intransparente Datennutzungen. Die europäische Strategie „Better Internet for Kids+ (BIK+)“ will genau hier ansetzen und Plattformen, Bildung, Schutzstrukturen und Beteiligung junger Menschen zusammenführen. Die erste Evaluation aus diesem Jahr fasst Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen, Eltern, Lehrkräften und Expert:innen zusammen und zeigt, wo Fortschritte sichtbar sind und wo es verbindliche Nachbesserungen braucht.
Was Kinder, Eltern und Fachkräfte sagen
Aus Sicht vieler Jugendlicher sind klare, leicht auffindbare Meldewege zentral, ebenso eine konsequente Durchsetzung von Regeln auf Plattformen. AGBs, Privatsphäre-Hinweise und Community-Standards sollten verständlich und altersangemessen sein. Zudem wünschen sich die befragten Jugendlichen außerdem Lernangebote zu Desinformation, Privatsphäre-Einstellungen und zum reflektierten Umgang mit KI-Tools. Wiederkehrend ist auch der Wunsch nach echter Beteiligung: Kinder möchten nicht nur befragt, sondern in Design-Entscheidungen, Schutzfunktionen und Regelwerken sichtbar berücksichtigt werden. Eltern und Lehrkräfte unterstützen diese Ziele, berichten aber von hohem Unterstützungsbedarf. Sie fordern niedrigschwellige Materialien, verlässliche Anlaufstellen und verbindliche Fortbildungen, damit Onlinesicherheit und digitale Bürgerschaft nicht nur „nebenbei“ vermittelt werden.
Was daraus folgt
Die Evaluation empfiehlt konkretere und finanzierte Maßnahmen, eine stärkere Verzahnung mit nationalen Strategien sowie standardisierte und kindgerechte Meldesysteme über Dienste hinweg. Priorität haben dabei vor allem altersangemessene Medien- und Informationskompetenz (einschließlich KI-Bildung), barrierearme Angebote für vulnerable Gruppen und strukturierte Partizipationswege, etwa durch Jugendbeiräte oder regelmäßige Konsultationen mit jungen Nutzer:innen. Für Anbieter bedeutet das, Regeln transparent zu machen, codierte Formen von Hass und Manipulation besser zu erkennen, Betroffene zu schützen und Kinder als Nutzer:innen ernsthaft zu beteiligen. Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen wiederum brauchen Zeitressourcen, Materialien und Ansprechpartner:innen, damit Medienbildung verbindlich im Alltag ankommt.
Fazit: Die BIK+-Evaluation zeigt, dass Schutz, Befähigung und Beteiligung zusammen gedacht werden müssen, wenn digitale Teilhabe mehr sein soll als ein Anspruch auf dem Papier. Kindgerechte Meldewege, konsequente Regelumsetzung, qualifizierte Medienbildung und echte Mitbestimmung sind die Hebel, an denen Politik, Plattformen und Praxis gemeinsam ansetzen sollten.
Titel
First evaluation of the European strategy for a better internet for kids (BIK+): A summary of consultations with children, young people, and expert stakeholders
quelle (Erscheinungsjahr)
Verdoodt, V., Lievens, E., O’Neill, B. & Dopona, V., European
Schoolnet, prepared for the European Commission (2025)
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