Im analogen Leben sind wir eher selten offenen Beleidigungen oder Hass ausgesetzt. Doch die Anonymität des Internets verleitet Nutzer:innen dazu, vieles freiheraus zu sagen, unabhängig davon, an wen es gerichtet ist oder wie verletzend der Kommentar oder die Nachricht sein können. Hasskommentare und herabwürdigende Aussagen im Internet sind längst keine Randerscheinung mehr. So hat sich Hate Speech längst zu einem zentralen Problem in der digitalen Kommunikation entwickelt. Die Landesanstalt für Medien NRW veröffentlicht mit der Forsa-Studie auch in diesem Jahr aktuelle Erkenntnisse über die Wahrnehmung und den Umgang mit Hasskommentaren im Internet. Ziel der repräsentativen Befragung war es, zu erfassen, wie häufig Internetnutzer:innen in Deutschland mit Hassrede konfrontiert werden, welche Reaktionen sie darauf zeigen und welche Strategien gegen Hate Speech als wirksam angesehen werden.
Was Politiker:innen und Minderheiten gemeinsam haben
Die Studie zeigt, dass 76 % der Befragten bereits Hate Speech im Netz begegnet sind – ein erneuter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders häufig betroffen sind jüngere Nutzer:innen unter 25 Jahren. Sie nehmen Hasskommentare nicht nur häufiger wahr, sondern sehen sich auch überproportional oft als Ziel solcher Angriffe. Auffällig ist zudem, dass Hasskommentare oft auf sozialen Plattformen und in Kommentarbereichen von Nachrichtenwebsites auftreten. Die am häufigsten betroffenen Gruppen sind laut den Befragten Politiker:innen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Angehörige der LGBTQ+-Community.
Die Reaktionen auf Hate Speech fallen unterschiedlich aus: 39 % der Befragten setzen sich aktiv mit den Inhalten auseinander, beispielsweise durch Melden an Plattformbetreiber oder Diskussionen. Jedoch nimmt die Bereitschaft zur Gegenrede weiter ab – ein Indikator dafür, dass viele Menschen die direkte Konfrontation scheuen. Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Nutzer:innen strengere Maßnahmen seitens der Plattformbetreiber und eine konsequentere Verfolgung von Hasskommentaren. Die Studie zeigt auch, dass viele Menschen Sorge haben, dass Hate Speech zu einer Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses beiträgt. 75 % der Befragten glauben, dass anonyme Hasskommentare die Gewaltbereitschaft im Alltag erhöhen können. Dennoch gibt es auch Desinteresse und Skepsis: Ein Teil der Befragten ist der Meinung, dass die Bedeutung von Hate Speech überschätzt wird.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie wichtig Präventionsarbeit und medienpädagogische Ansätze sind, um Hassrede im Netz wirksam zu begegnen. Neben regulatorischen Maßnahmen und stärkeren Eingriffen durch Plattformen bleibt auch die Förderung von Zivilcourage ein zentraler Aspekt, um den digitalen Raum zu einem sichereren Ort zu machen. Die Forsa-Studie liefert damit eine fundierte Grundlage für weitere Diskussionen und Maßnahmen im Kampf gegen Hass im Netz
Der Beitrag Kompass für gelingende politische Medienbildung gegen Hass im Netz in unserer Materialdatenbank mekomat verweist auf zahlreiche medienpädagogische Materialien und Konzepte zum Thema.
Titel
Hate Speech Forsa-Studie 2024. Zentrale Untersuchungsergebnisse
Quelle (Erscheinungsjahr)
Landesanstalt für Medien NRW (2024)
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