Viele Eltern kennen die Situation: Noch eine Runde, noch ein Video, noch ein Scroll. Was zunächst nach harmloser Freizeitgestaltung aussieht, kann sich bei Kindern und Jugendlichen schnell zu stundenlangem Medienkonsum entwickeln. Zwischen Spaß, sozialem Austausch und Ablenkung verschwimmen die Grenzen und mit ihnen die Kontrolle über Zeit, Aufmerksamkeit und Wohlbefinden. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) hat dieses Phänomen in ihrer #Zukunftswerkstatt zum Thema gemacht und Akteur:innen aus Wissenschaft, Praxis und Plattformwirtschaft zusammengebracht, um über Ursachen, Risiken und Prävention zu sprechen.
Wenn Nutzung zur Belastung wird
Die Dokumentation zeigt deutlich, dass es keine einfache Definition von „exzessiver Mediennutzung“ gibt. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel aus individuellen, sozialen und technischen Faktoren. Plattformmechanismen wie Belohnungssysteme, Likes oder endlose Feeds verstärken die Nutzung, während familiäre Konflikte, Leistungsdruck oder ein geringes Selbstwertgefühl das Risiko zusätzlich erhöhen. Fachleute betonen, dass nicht jede intensive Mediennutzung problematisch ist, entscheidend sind Kontrollverlust, Rückzug und negative Auswirkungen auf Schule, Freizeit oder Gesundheit. Auffällig ist, dass Jungen häufiger betroffen sind, insbesondere im Zusammenhang mit Gaming oder Social Media.
Wege zu einem gesunden Umgang
In den Diskussionen wurde deutlich, dass Jugendliche sich der Problematik meist bewusst sind, sich aber zu selten unterstützt fühlen. Frühzeitige Aufklärung, niederschwellige Beratungsangebote und alltagsnahe Medienbildung sind daher entscheidend. Plattformen wie Snapchat oder YouTube stellen zwar Funktionen wie Pausenerinnerungen und Zeitlimits bereit, doch deren Nutzung und Bekanntheit sind ausbaufähig. Die Expert:innen fordern zudem mehr Transparenz bei Algorithmen, eine konsequentere Umsetzung von Jugendschutzfunktionen und klarere Hinweise auf Nutzungszeiten und Risiken.
Für Schulen und Familien gilt: Medienkompetenz ist kein Randthema, sondern Teil der Gesundheitsförderung. Unterrichtseinheiten zu Mediennutzung, Konzentration und Selbstregulation können helfen, Bewusstsein zu schaffen. Eltern wiederum sollten Interesse an der digitalen Welt ihrer Kinder zeigen, gemeinsame Nutzungsregeln entwickeln und durch ihr eigenes Verhalten Orientierung geben.
Fazit
Die Zukunftswerkstatt der BzKJ zeigt, dass exzessive Mediennutzung kein Randphänomen ist, sondern Ausdruck einer digitalen Lebensrealität, die Schutz, Befähigung und Selbstregulation zugleich erfordert. Nur wenn Plattformen Verantwortung übernehmen, pädagogische Einrichtungen unterstützen und Eltern begleitet werden, kann digitale Nutzung gesund und selbstbestimmt bleiben.
Titel
#Zukunftswerkstatt Schwerpunktthema: Kontrollverlust in digitalen Umgebungen. Ergebnisse der Online-Veranstaltung „Nur noch 10 Minuten! – Exzessive Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen“ am 6. Dezember 2024
quelle (Erscheinungsjahr)
Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) (2025)
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