Smartphones, Tablets und Konsolen gehören heute selbstverständlich zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Etwa die Hälfte der 6- bis 13-Jährigen besitzt bereits ein eigenes Smartphone und bewegt sich eigenständig im Netz. Damit wachsen Chancen für Teilhabe, Lernen und Kommunikation – aber auch Risiken durch ungeeignete Inhalte oder problematische Kontakte. Viele Eltern setzen deshalb auf Parental Control Apps (PCA), also Jugendschutzsoftware, um ihre Kinder zu schützen. Doch wie sinnvoll sind diese Tools wirklich?
Das vorliegende Positionspapier des Projekts „ACT ON“ des JFF Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis ordnet den Markt der Parental Control Apps ein. Es zeigt: Solche Apps können ein hilfreiches Werkzeug sein, um Kindern sichere Räume im Netz zu eröffnen. Gleichzeitig dürfen sie Medienerziehung nicht ersetzen. Denn eine reine Fokussierung auf Überwachung greift zu kurz, wenn Kinder nicht auch an Selbstbestimmung und Medienkompetenz gewinnen.
Zwischen Kontrolle und Unterstützung
Die Analyse von 20 gängigen Jugendschutz-Apps macht deutlich: Viele Anbieter setzen vor allem auf Restriktionen und Monitoring. Funktionen wie Zeitlimits, Inhaltsfilter oder Standortabfragen gehören zum Standard. Besonders problematisch sind invasive Eingriffe wie etwa, wenn Apps Eltern heimlich Zugriff auf Kamera, Mikrofon oder Chatverläufe der Kinder erlauben. Aus kinderrechtlicher Sicht sind solche Lösungen kritisch, da sie Privatsphäre und Vertrauen untergraben.
Positiv bewerten die Autor:innen Apps, die transparent arbeiten, Kinder einbeziehen und Medienkompetenz fördern. So können Hinweise zu Bildschirmzeiten oder gemeinsame Familienvereinbarungen Gesprächsanlässe schaffen und Kinder ermutigen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln im Netz zu übernehmen. Entscheidend ist also die Balance: Schutzmaßnahmen sollten nicht pauschal Kontrolle bedeuten, sondern Raum für Teilhabe und Befähigung eröffnen.
Orientierung für Eltern und Fachkräfte
Mit sechs klaren Bewertungsdimensionen, von Datenschutz über Kompetenzförderung bis hin zu Mitbestimmung, liefert das Positionspapier eine wertvolle Orientierung. Es hilft Eltern, passende Angebote kritisch auszuwählen, und unterstützt pädagogische Fachkräfte in Beratung und Aufklärung. Dabei wird deutlich: Jugendschutz-Apps können Familien entlasten, aber sie sind kein Allheilmittel. Wirklich wirksam sind sie nur dann, wenn sie in eine offene Gesprächskultur eingebettet sind. Medienerziehung bleibt ein Prozess, der Schutz, Teilhabe und Selbstbestimmung gleichermaßen im Blick behalten muss.
Titel
Parental Control Apps im Spannungsfeld von Schutz, Teilhabe und Befähigung. Medienpädagogische Einordnung aktuell verfügbarer Jugendschutz-Apps
quelle (Erscheinungsjahr)
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (2025)
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