Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz
 
Lauter Hass – leiser Rückzug

Lauter Hass – leiser Rückzug

Lauter Hass - leiser Rückzug (Titelbild)Lauter Hass im Netz ist kein neues Phänomen; er begegnet uns ungefragt und überall. Dabei handelt es sich nicht nur um verbale Gewalt in Form von Hatespeech. Dazu gehören auch abwertende, entwürdigende oder verletzende Online-Phänomene wie rassistische Memes, ungewollte Dickpics oder online veröffentlichte Adressen. Und je lauter der Hass wird, desto mehr ziehen sich von Hass im Netz betroffene Menschen leise zurück.

Das ist eines der zentralen Ergebnisse der repräsentativen Befragung der pollytix research GmbH im Auftrag des Kompetenznetzwerks Hass im Netz, das im Dezember 2021 offiziell seine Arbeit aufgenommen hat.  Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde nun die umfangreichste Untersuchung zu Wahrnehmung, Betroffenheit und Folgen von Hass im Netz durchgeführt.

Besonders häufig betroffen von Hass im Netz sind junge Frauen, Personen mit Migrationshintergrund und Menschen mit homo- oder bisexueller Orientierung. Eine Mehrheit der Befragten hat zudem festgestellt, dass Hass im Netz zugenommen hat. Hauptschauplatz sind Plattformen wie X (ehemals Twitter), TikTok, Facebook und Instagram.

Vor diesem Hintergrund kann es eigentlich nicht überraschen, dass Hass im Netz neben der Verursachung psychischer Beschwerden unter anderem auch zu einem sozialen Rückzug und einer Verringerung von Online-Aktivitäten führt. Mittelbare Folge dieses leisen Rückzugs ist eine Verringerung der Meinungsvielfalt im Netz – und ein Rückzug aus demokratischen Diskursen. Insofern sind die (politischen) Folgerungen aus der Studie plausibel: Die genannten Plattformen müssen inhaltliche und finanzielle Verantwortung für die Folgen von Hass im Netz übernehmen. Außerdem wünscht sich eine große Mehrheit der Befragten politische Maßnahmen zur Regulierung, Bekämpfung und Prävention von Hass im Netz. Dazu gehört auch die Einrichtung von Beratungsstellen und eine Sensibilisierung von Polizei und Justiz, um Betroffene besser schützen zu können. Schließlich müssen durch eine nationale Bildungsoffensive Medienkompetenz und politische Bildung gestärkt werden.

Titel

Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung.

Quelle (Erscheinungsjahr)

Das NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid und Neue deutsche Medienmacher*innen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz (Hrsg.) (2024) ISBN 978-3-00-078034-9.

Download als PDF über die Website des Herausgebers:

kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de