Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz
 
Positionspapier „Du bist doch süchtig!“

Positionspapier „Du bist doch süchtig!“

Im Positionspapier „Du bist doch süchtig!“ nehmen mehrere Institutionen Stellung zur Aufnahme der Computerspielsucht in den Krankheitenkatalog des WHO.  Digitale Positionspapier Du bist doch süchtig!Medien nehmen in der Gesellschaft und im Alltag immer mehr Raum ein. Bei ihrer Verwendung ist die Altersspanne der Nutzer:innen breit gefächert. Für jede Zielgruppe gibt es unzählige digitale Angebote für nahezu jeden Bereich des Alltags. Eine große Sparte des Freizeitangebots sind Computerspiele. Ihre Entwicklung schreitet stetig voran und sie erfahren eine große Beliebtheit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Mobile-Games, Online- oder Offline-Spiele oder Spiele für Konsolen handelt. Computerspiele werden in der breiten Bevölkerung gespielt und stellen einen großen Teil der Freizeitbeschäftigung einiger Menschen dar. Insgesamt kann beobachtet werden, dass vor allem Jugendliche intensiv zocken (ugs. Computerspiele spielen). Eine Studie der DAK zeigt, dass 72,5 % aller Jugendlichen in Deutschland regelmäßig Computerspiele spielen.

Diese Form der Freizeitbeschäftigung gehört mittlerweile zur Jugendkultur. Die Gamer:innen (ugs. Spieler:innen von Computerspielen) knüpfen beim Spielen Freundschaften und leben ihre sozialen Interaktionen aus. Besonders die Online-Spiele bringen Jugendliche mit ähnlichen Interessen zusammen. Hierbei ist es, genauso wie bei der Nutzung von Sozialen Medien, wichtig im Blick zu haben, dass es auch negative Folgen und Auswirkungen des Konsums geben kann. Eine exzessive Nutzung kann sich zu einer Mediensucht mit dem Fokus auf Gaming entwickeln. Im Jahr 2022 wurde diese Sucht nach Computerspielen als Gaming Disorder von der WHO in den ICD-11 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) aufgenommen. Damit ist die Sucht nach Computerspielen als offizielles Krankheitsbild anerkannt worden.

Vorsichtiger Umgang mit der ICD-11 Klassifizierung

Dieser Schritt der Klassifikation einer Computerspielsucht war weitläufig diskutiert worden und bis zum Ende stark umstritten. Zwar bietet eine solche offizielle Klassifizierung und Einordnung einige Chancen, zum Beispiel im Bereich der Therapie und Forschung, sie birgt aber auch Probleme und Gefahren. Zu der Aufnahme in den ICD-11 haben einige Organisationen, darunter die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. (BAJ), das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. (DKHW) und fünf weitere, ein Positionspapier mit dem Titel „Du bist doch süchtig“ verfasst und veröffentlicht, welches Bezug auf die Klassifizierung der Computerspielsucht unter dem Begriff Gaming Disorder nimmt.

In insgesamt acht Positionsaussagen fordern die Organisationen unter anderem eine Partizipation der Jugendlichen am Diskurs und eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung an die aktuelle Lebensrealität. In ihren Positionen warnt der Zusammenschluss der Organisationen zusätzlich vor einem inflationären Gebrauch der Worte Medien- und Computerspielsucht, welcher bereits zu beobachten ist und zur Stigmatisierung einer großen Gruppe führen kann. Die leichtfertige Verwendung des Begriffs kann gleichzeitig dazu führen, dass Präventionsarbeit erschwert wird und wirklich Betroffene weniger ernst genommen werden. Genauso werden die Förderung der Medienkompetenz und der Medienerziehung herausgestellt und die Anerkennung ihrer Notwendigkeit innerhalb der Gesellschaft und der Erziehung hervorgehoben.

Fazit

Das Positionspapier stellt, gut strukturiert und argumentativ plausibel, die Meinungen und Positionen der sieben Organisationen vor. Diese Sichtweisen und Überlegungen sind nicht nur für Medienpädagog:innen interessant und wichtig. Die Auseinandersetzung mit den Folgen einer solchen Klassifizierung und die Aufmerksamkeit auf die Gefahren und Probleme, die diese mit sich bringt, sind im gesamtgesellschaftlichen Diskus relevant.

Weitere Informationen zum Thema finden sich in unserem mekomat „Online sein mit Maß und Spaß“.

Titel

Positionspapier „Du bist doch süchtig!“

Quelle (Erscheinungsjahr)

Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz; Deutsches Kinderhilfswerk (2022)

Download als PDF über die Website des Herausgebers:
Positionspapier „Du bist doch süchtig!“