Ob soziale Netzwerke, Videospiele oder Streaming-Plattformen – die Nutzung digitaler Medien beginnt oft früh und nimmt mit dem Jugendalter zu. Doch nicht selten gerät das Nutzungsverhalten aus dem Gleichgewicht. Die Langzeitstudie des Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, durchgeführt im Auftrag der DAK-Gesundheit, untersucht seit 2019 die Entwicklung problematischer Mediennutzung bei zehn- bis 17-Jährigen in Deutschland. Der aktuelle Ergebnisbericht zur siebten Erhebungswelle (Herbst 2024) zeigt: Auch nach der Pandemie bleibt das Thema hochrelevant.
Social Media und Streaming weiter im Fokus
Die Ergebnisse zeigen, dass rund ein Fünftel der Jugendlichen ein riskantes Nutzungsverhalten in sozialen Medien zeigt; das betrifft über 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche. Die Zahl pathologischer Nutzer:innen liegt bei 4,7 %, mit leicht sinkender Tendenz. Besonders auffällig ist der Anstieg problematischer Nutzungsmuster bei Video-Streaming-Diensten. Denn hier hat sich die Prävalenz der pathologischen Nutzung seit der Vorwelle mehr als verdoppelt. Gleichzeitig sind die Nutzungszeiten weiterhin hoch. So verbringen viele Jugendliche werktags täglich über zwei Stunden in sozialen Netzwerken.
Phubbing und psychische Belastungen
Ein weiteres zentrales Thema der Studie ist das Phänomen des sog. Phubbing, also das ständige Checken des Smartphones während sozialer Interaktionen. Mehr als ein Drittel der Kinder und Eltern fühlt sich dabei regelmäßig ignoriert. Die Daten zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen häufiger Phubbing-Erfahrung und erhöhtem Stress, Einsamkeit sowie depressiven Symptomen bei Jugendlichen.
Die Studie beleuchtet auch die Rolle der Eltern. Viele erkennen digitale Medien als Chance, sorgen sich aber gleichzeitig um Risiken wie psychische Belastungen oder ungeeignete Inhalte. Während Eltern jüngerer Kinder stärker regulierend eingreifen, setzen sie bei älteren Jugendlichen eher auf Gespräche, was nicht immer gelingt. Knapp ein Viertel aller Eltern äußert zudem Unsicherheit im Umgang mit der Mediennutzung ihrer Kinder.
Fazit
Die Studie unterstreicht den anhaltenden Handlungsbedarf im Bereich der Prävention und Medienkompetenzförderung. Besonders Schulen und Eltern sind gefordert, Kinder und Jugendliche zu einer bewussten und selbstbestimmten Mediennutzung zu befähigen. Zugleich betont die Studie auch die Wichtigkeit von politischen Maßnahmen, um Schutz und Aufklärung nachhaltig in Bildung und Familienalltag zu integrieren.
Titel
Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisbericht 2024/2025
quelle (Erscheinungsjahr)
Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), DAK-Gesundheit (2025)
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