Jedes Jahr am 1. Juni startet der sogenannte „Pride Month“. Dabei kommen auf der ganzen Welt und auch in Deutschland LGBTQIA*-Communitys zusammen, feiern und machen auf sich aufmerksam. Dabei sollen die bunten Partys und Paraden auch zeigen, dass Menschen aufgrund ihrer Genderidentität oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Denn sie sind immer wieder Gewalt, Hass und Anfeindungen ausgeliefert – das gilt sowohl im echten Leben wie auch online.
Der aktuelle Report von jugendschutz.net zeigt auf, wie online unter dem Deckmantel der Queerfeindlichkeit Propaganda für rechte und islamistische Zwecke betrieben wird, und welche Risiken dabei für junge Nutzer:innen entstehen, wenn diese in ihrer eigenen geschlechts- bzw. genderidentitären Entwicklung beeinträchtigt werden. So konnte jugendschutz.net ab Mitte 2022 beispielsweise beobachten, wie insbesondere einzelne Menschen wie etwa Politiker:innen mit Transidentität angesichts des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes Ziel von Online-Attacken wurden. Aber auch Bedrohungen, die sich gegen queere Menschen insgesamt richten, sowie die Verherrlichung realer Gewalttaten gegen Mitglieder der LGBTQIA*-Community sind keine Seltenheit.
Grundsätzlich verbieten alle großen Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube Queerfeindlichkeit als Hassrede in ihren Gemeinschaftsrichtlinien. Größtenteils unreguliert kann Hass, der sich gegen Menschen der LGBTQIA*-Community richtet, wenig überraschend auf der Plattform Telegram verbreitet werden. Bereits vergangene Berichte von jugendschutz.net wie beispielsweise der Report zum Thema „Ukrainekrieg auf Telegram“ zeigten, dass der Messenger-Dienst nur selten auf Meldungen reagiert und selbst gegen drastische Verstöße kaum vorgeht.
Fazit
Das Themenfeld ist hochgradig komplex und ist auch im breiten Feld der Öffentlichkeit immer wieder verschiedensten Kontroversen ausgesetzt. Kinder und Jugendliche kommen in der heutigen Zeit unweigerlich mit solchen Debatten auch online in Berührung. Vor allem in sozialen Medien laufen sie Gefahr, auf ideologische Deutungsweisen zu stoßen, die Menschen der LGBTQIA*-Community systematisch abwerten. Dadurch kann zum einen die Einstellung einer Ungleichwertigkeit bestimmter Menschengruppen übernommen werden. Zum anderen kann so aber auch die eigene nicht-heteronormative Identität als minderwertig empfunden und Angst vor Diskriminierung oder gar Gewalt erzeugt werden. Deshalb gilt es auch im Kontext dieses Themenkomplexes eine sichere und selbstbestimmte Teilhabe – für alle Menschen – zu gewährleisten.
Titel
Report: Queerfeindlichkeit online. Hass, Hetze und Gewalt gegen LGBTIQ* im Netz.
Quelle (Erscheinungsjahr)
Jugendschutz.net (2023)
Download als PDF über die Webseite des Herausgebers: