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Ukrainekrieg auf Telegram

Ukrainekrieg auf Telegram

Ukrainekrieg auf Telegramm. Rechtsextremer Kontenpunkt für Desinformationen und VerschwörungserzählungenTelegram ist ein kostenloser Instant-Messenger-Dienst, der 2013 in Russland entwickelt wurde. Nutzer:innen können hier, wie beispielsweise auch auf WhatsApp, Text- und Sprachnachrichten, Fotos, Videos und Dokumente austauschen sowie Sprach- und Videotelefonate durchführen. Besondere Bekanntheit erlangte der Messenger-Dienst in den vergangen Jahren vor allem durch die Coronavirus-Pandemie. Denn Telegram gilt in Medienkreisen spätestens seit 2020 als Tummelplatz für rechtsextreme Onlinepropaganda, Fake News und Verschwörungserzählungen. Dabei nutzen Rechtsextreme den Dienst, um sich auszutauschen, zu vernetzen und um Nutzer:innen für Aktionen und Demonstrationen zu mobilisieren.

Seit dem 24. Februar 2022 findet ein neues, noch immer anhaltendes Ereignis besondere Beliebtheit innerhalb rechtsextremer und verschwörungs-ideologischer Spektren auf Telegram – der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Der vorliegende Report von jugendschutz.net setzt sich mit thematischen Inhalten zum Angriffskrieg auf dem Messenger-Dienst auseinander und zeigt eine erschreckende Bilanz. Die Recherche zeigt, dass sowohl was Positionierung als auch Inhalte betrifft, der Dienst ein besonders breites Spektrum an rechtsextremen und verschwörungsideologischen Inhalten aufweist. So begründen einige Inhalte den Angriffskrieg Russlands etwa mit der vermeintlichen „Entnazifizierung“ der Ukraine oder verknüpfen den Krieg mit anderen populären Verschwörungserzählungen, die den Westen und die NATO als eigentliche Strippenzieher verantwortlich machen. Neben „klassischer“ Desinformation wird auf Telegram auf sogenannte Gräuelpropaganda betrieben. Hier teilen Nutzer:innen beispielsweise explizite Gewaltbilder von angeblichen Kriegsverbrechen ukrainischer Soldaten, die schockieren und die vermeintliche Brutalität der Ukrainer:innen belegen sollen.

Brennpunkt rechtsextremer und verschwörungsideologischer Onlinepropaganda

Insgesamt konnte jugendschutz.net im Rahmen der Recherche 55 Verstöße feststellen, von denen Telegram nach Meldungen von User:innen keinen einzigen entfernte. Erst nach direkter Kontaktaufnahme konnten 50 der gemeldeten Verstöße gelöscht werden, was einer Löschquote von rund 91 % entspricht. Telegram hat sich in den letzten Jahren zu einem Brennpunkt rechtsextremer und verschwörungsideologischer Onlinepropaganda entwickelt, in dem Hass, Hetze und Gewalt nahezu allgegenwärtig sind. Umso wichtiger ist es deshalb Kinder und Jugendliche sowohl für den Dienst als auch für die darin geteilten gefährlichen Inhalte zu sensibilisieren und aufzuklären.

Titel

Ukrainekrieg auf Telegram. Rechtsextremer Kontenpunkt für Desinformationen und Verschwörungserzählungen

Quelle (Erscheinungsjahr)

Jugendschutz.net (2022)

Download als PDF über die Website des Herausgebers:

www.jugendschutz.net