Verschwörungsmythen wollen alternative Erklärungen für Vorgänge innerhalb der Gesellschaft bieten. Daher geht es bei Verschwörungsmythen oder Verschwörungserzählungen oft um politische Entwicklungen oder wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Verantwortung für negative Entwicklungen wird gerne bestimmten Gruppen oder ominösen Organisationen zugeschrieben. Die oftmals antisemitischen Hintergründe sind auf den ersten Blick gar nicht immer ersichtlich, sodass Menschen schnell in diese Spirale aus Leugnung und Hass hineingezogen werden. Wie schnell und mit welchen Methoden das passiert, zeigt das interaktive Video der Zivilen Helden zu Verschwörungsmythen.
Bei den Zivilen Helden handelt es sich um einen Forschungsverbund. Dieser beschäftigt sich sowohl mit Antisemitismus, Verschwörungsmythen und Gewalt als auch mit Hass im Netz und Radikalisierungsvorgängen. Mit Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen (Kriminologie, Medienethik, Erzähltheorie usw.) werden Vorgehensweisen von Akteur:innen dieser Themenfelder aufgeschlüsselt. Danach entwickelt das Team präventive Methoden, mit denen Menschen mehr Zivilcourage im Netz und im realen Leben entwickeln sollen. Dies soll durch Information und Konfrontation mit bestimmten Themen erfolgen.
Zirkulär in Verschwörungsmythen verstrickt
In dem interaktiven Video zu Verschwörungsmythen begleiten die Nutzer:innen einen Jugendlichen namens Chris. Dieser wendet sich im Verlauf des Videos stetig mehr einem Verschwörungsmythos über den Klimawandel zu. Dabei fordert das Video immer wieder dazu auf, zwischen drei Reaktionen zu wählen: sich gegen das Gesagte, dafür oder neutral zu positionieren. Zum Schluss werden die gegebenen Antworten auf einer Skala von Grün („Du bist ein ziviler Held!“) und Rot („Das geht besser!“) eingeordnet. Je nach den vorangegangenen Entscheidungen gibt es unterschiedliche Enden. Lassen sich die Nutzer:innen in den Bann der Verschwörungserzählungen ziehen, kommt es zu einem Brandanschlag. Wenn sich jedoch gegen das Gesagte entschieden wird, entscheidet sich die Hauptperson Chris im letzten Moment dafür Marc von dem Brandanschlag abzuhalten.
Bevor die Verschwörungserzählungen ein Streitpunkt zwischen ihnen werden, sind Chris und Lea Freunde. Nach der Schule spielen sie gemeinsam Computerspiele und in der Schule reden sie miteinander. Solange bis eine Gruppe anderer Jugendlicher rund um Marc und Elena sich immer wieder über ihre Freundschaft lustig macht. Außerdem hat diese Gruppe Jugendlicher einen jüdischen Jungen namens Noah zu ihrem Bullying-Opfer auserkoren. Von dieser Gruppe bekommt Chris auch die Verschwörungsmythen-Videos, die ihn letztendlich radikalisieren. Allerdings ist Lea diejenige, die ihrem Freund Chris und auch der Gruppe Contra gibt. Zunächst scheinbar vergebens versucht sie die anderen Jugendlichen davon zu überzeugen, den Verschwörungsmythen keinen Glauben zu schenken. Ob es vergebens ist, entscheiden die Nutzer:innen des interaktiven Videos durch ihre Antworten.
Fazit
Das interaktive Video bietet einen ersten Einblick in die Vorgehensweise von Akteur:innen der Verschwörungsmythen. Dabei ist das Material gerade für Schüler:innen sehr lebensweltnah (Schulkontext) aufgebaut. Die Hauptperson Chris entwickelt sich von einem netten Jungen von nebenan mit Identifikationspotenzial zu einem Mitläufer und je nachdem auch zum Täter. Die Ernsthaftigkeit des Themas wird besonders dadurch deutlich, wie schnell Chris von den Verschwörungserzählungen zu überzeugen ist. Seitdem wendet er sich von seiner Freundin Lea ab.
Weitere Informationen und Anregungen finden sich auf mekomat.de unter dem Schlagwort Verschwörungserzählungen.
Titel
Chris und Lea (Interaktives Video zu Verschwörungsmythen)
Quelle (Erscheinungsjahr)
Zivile Helden (2021)
Online abrufbar auf der Webseite des Herausgebers:
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