Um digitale Lernerfahrungen für Menschen im höheren und hohen Alter in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen des Betreuten Wohnens anzuregen und zu ermöglichen, hat die am Projekt DiBiWohn beteiligte Stiftung MedienKompetenzforum Südwest (MKFS) den Methodenkoffer Digital im Alltag entwickelt. Er enthält 25 niedrigschwellige Methodenkarten, die an den Bedürfnissen und der Lebenswelt der Zielgruppe anknüpfen und für digital unerfahrene Menschen die Möglichkeiten digitaler Medien erlebbar machen.
Die Forschung, beispielsweise die SIM-Studie 2024, zeigt: Für Menschen im höheren und vor allem im hohen Alter wird sowohl die digitale als auch die soziale Teilhabe immer schwieriger. Das Projekt DiBiWohn erforscht digitale Bildungsprozesse im höheren und hohen Alter und widmet sich dabei einer besonderen Gruppe: Den Menschen, die in Einrichtungen der institutionalisierten Altenhilfe leben, also in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen des Betreuten Wohnens.
Gliederung in sechs Lebensbereiche
Die Biografien der Menschen im höheren und hohen Alter sind sehr vielfältig. Ihre Voraussetzungen, aber auch ihre Vorlieben und Interessen variieren stark. Damit sind sie für ein (medien-)pädagogisches oder ehrenamtliches Engagement eine höchst heterogene Zielgruppe. Dieser Heterogenität wird das Bildungsmaterial gerecht, indem es sechs Lebensbereiche anspricht:
1. Medienkonsum & Unterhaltung (z. B. Buchclub digital oder Kinostream)
2. Bewegung, Sport & Gesundheit (z. B. Digital Fit oder Schnitzeljagd 2.0)
3. Kultur & Kreatives Gestalten (z. B. Museumsrundgang oder Kulturcafé)
4. Weiterbildung (z. B. Starthilfe oder Die Suchmaschine)
5. Soziale Kontakte (Gesprächsstoff)
6. Religion & Spiritualität (Gottesdienst und Mediationsreise)
Jedem Lebensbereich sind inhaltlich passende Methoden zugeordnet. Diese geben eine grobe Rahmung vor, die an die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe und den jeweiligen Kontext angepasst werden können. Zu den Impulsen gibt es Beispiele für Internetseiten und Apps. Die Methodenkarten benennen Gruppengröße, Dauer und Lernziele. Sie können unabhängig voneinander eingesetzte werden.
Zwei methodische Ansätze für passgenaue Angebote
Die Methoden sind in „passive“, voraussetzungsärmere Methoden und „aktive“, voraussetzungsvollere Methoden unterteilt. Die passiven Methoden bieten einen niedrigschwelligen Einstieg, bei dem Teilnehmende Nutzungsmöglichkeiten erleben, ihr Interesse geweckt und Anregungen gegeben werden, ohne dass sie selbst aktiv ein digitales Gerät nutzen. Damit bleiben Barrieren wie technische Hürden, fehlendes Nutzungswissen oder Angst, etwas falsch zu machen, aus. Bei den aktiven Methoden nutzen die Teilnehmenden selbst digitale (Leih-)Geräte.
Um unterschiedliche Bedürfnisse zu berücksichtigen, können passive Methoden in aktive umgestaltet werden und umgekehrt. Darüber hinaus sind Kombinationen möglich. In stark heterogenen Gruppen hat sich ein Einstieg mit einer passiven Methode bewährt, gefolgt von einem inhaltlichen Input und einer abschließenden aktiven Methode. Die aktiven Methoden laden Teilnehmende zum Ausprobieren ein. Sie erleben Nutzungsmöglichkeiten, indem sie selbst aktiv am Endgerät tätig sind und dabei individuell begleitet werden.
Für beide Methoden bedarf es einer anleitenden Person, geeigneter Räumlichkeiten und einer Ausstattung mit Beamer oder TV-Gerät. Bei den passiven Methoden benötigt nur die anleitende Person einen Internetzugang und ein digitales Endgerät, bei den aktiven Methoden benötigen alle Beteiligten Internetzugang und (geliehene) digitale Endgeräte.
Fazit
Der Methodenkoffer „Digital im Alltag. Digitale und soziale Teilhabe fördern“ ist ein niedrigschwelliges Angebot für die Implementierung digitaler Medien in den Alltag von Senior:innen in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen des Betreuten Wohnens. Das Set von 25 Methodenkarten adressiert sechs Lebensbereiche und ermöglicht je nach Voraussetzungen der Teilnehmenden das passive und aktive Erleben der Nutzungsmöglichkeiten digitaler Medien. Die Methodenkarten können unabhängig voneinander eingesetzt werden.
Titel
Quelle (Erscheinungsjahr)
Medienkompetenzforum Südwest (MKFS) (2025)
Methodenkarten zum Herunterladen über die Projektwebsite
Digitaler Methodenkoffer. Digital im Alltag
oder als Print zu bestellen bei der BAGSO