Laut JIM-Studie 2023 verzeichnet die Plattform TikTok den größten Zuwachs an Nutzer:innen (S. 27) und gehört neben WhatsApp, Instagram und YouTube zu den beliebtesten Apps bei Kindern und Jugendlichen. Dies bestätigt auch der aktuelle Trend. Dabei sind die Anwendungsmöglichkeiten und Inhalte der Plattform unterschiedlich und variieren zwischen LipSync, persönlichen Clips und Tanztrends sowie Comedy und Pranks. In Sachen Social Media erreichen vor allem Letztere neue Dimensionen. So finden sich immer häufiger Videos und Clips, in denen andere zur Belustigung der eigenen Community absichtlich in emotionale Ausnahmezustände gebracht werden – darunter auch sehr junge Kinder und Jugendliche. Damit kann nicht nur den Betroffenen nachhaltig geschadet, sondern den Zuschauenden auch ein fragwürdiges Bild hinsichtlich des sozialen Miteinander vermittelt werden.
Angst, Ekel oder Verwirrung bei Kindern
Im vorliegenden Report hat jugendschutz.net zahlreiche Informationen zu verschiedenen Pranks dieser Art zusammengetragen. Dabei zielen Pranks wie der „Pop-Prank“, der „Spinnen-Filter-Prank“ oder der „Ghost-Filter-Prank“ darauf ab, bei Kindern Angst, Ekel oder Verwirrung auszulösen. So werden beispielsweise Videofilter genutzt, um Kindern einzureden, ein Geist befinde sich im Raum oder eine Spinne krabbele über ihr Gesicht. Junge Kinder können diese Situationen nicht einordnen und sind teilweise stark verängstigt.
Besonders schlimm für die Opfer: In der Regel werden sie von Vertrauenspersonen in diese Situation gebracht. Zum Beispiel von den eigenen Eltern oder von älteren Geschwistern. Das Hochladen der Videos bei Social-Media-Diensten und Videoplattformen verletzt außerdem erheblich die Persönlichkeitsrechte der Kinder. Dennoch erhalten Videos dieser Art viel Zuspruch und erreichen große Verbreitung. So sind die Kinder im Internet potenziell jahrelang weiterem Spott ausgesetzt.
Bei der Recherche hat jugendschutz.net fünf besonders drastische Videos des Ghost- und des TV-Scare-Pranks als entwicklungsbeeinträchtigend eingestuft und gemeldet. Diese wurden anschließend vom Plattformbetreiber entfernt. Dennoch kritisiert jugendschutz.net die Rolle der Plattformbetreiber und fordert, dass sie durch klare Richtlinien und strukturelle Schutzmaßnahmen dazu beitragen müssen, Kinder vor potenziell schädlichen Pranks zu schützen. Aufklärungskampagnen und Sensibilisierung innerhalb der Community könnten ebenfalls dazu beitragen, dass die Nutzer:innen ihre Verantwortung erkennen und sich bewusst gegen Pranks wenden, die die emotionalen Grenzen von Kindern überschreiten.
Titel
TikTok-Pranks mit Kindern. Darstellung emotionaler Ausnahmezustände zu Unterhaltungszwecken
Quelle (Erscheinungsjahr)
Jugendschutz.net (2023)
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